Unternehmenskultur

Der Kulturbegriff entstand erstmals zur Zeit der Römer und hat sich seitdem weiterentwickelt (Reisyan, G. D., 2013). Ursprünglich wurde der Begriff mit den lateinischen Wörtern „colere“ und „cultura“ in Bezug auf Landschaftspflege und -bebauung verwendet, was sich auf das Wort „Kultur“ zurückführen lässt (Becker, M., 2013). Auch heute wird in der Landwirtschaft der Begriff „kultivieren“ verwendet, um das Eingreifen des Menschen in die Natur zur Erfüllung seiner Bedürfnisse zu beschreiben, ähnlich wie im Mittelalter. Seit dem 20. Jahrhundert bezieht sich der Begriff „Kultur“ auf ein spezifisches soziales System, das bestimmte funktionale Leistungen erbringt, die für das Fortbestehen der modernen Gesellschaft erforderlich sind. Kultur und kulturelle Inhalte werden nicht bewusst erlernt, sondern durch Sozialisationsprozesse vermittelt (Herget, J. / Strobl, H., 2018).

Gemäß Sagmeister (2016) beeinflusst Kultur, wie Menschen wahrnehmen, denken, fühlen und handeln (Sagmeister, S., 2016). Im betriebswirtschaftlichen Bereich wurde der Kulturbegriff auf Unternehmen übertragen. Synonyme Begriffe für Unternehmen sind Betrieb, Firma, Geschäft, Konzern, Unternehmung und Werk (Duden, 2020). Unternehmen sind soziale Organisationen, daher werden in der Literatur die Begriffe Organisationskultur und Unternehmenskultur synonym verwendet (Herget, J. / Strobl, H., 2018). Parsons legte mit seinem AGIL-Schema einen Grundstein für die Betrachtung von Unternehmenskultur. Als Soziologe untersuchte er das Thema „Kultur“ im Kontext von Organisationen und stellte fest, dass alle sozialen Praktiken auf dem handlungskonstitutiven Hintergrund der Organisationskultur beruhen (Herget, J. / Strobl, H., 2018).

Es gibt kein einheitliches Verständnis von Unternehmenskultur, da verschiedene Perspektiven je nach Problemstellung dominieren (Reisyan, G. D., 2013). Häufige Definitionen von Unternehmenskultur sprechen von den „heimlichen Spielregeln“ und der Art und Weise, wie Menschen in einem Unternehmen miteinander umgehen. Es handelt sich um die vielen Regeln, die jeder im Unternehmen befolgt, die aber nirgendwo niedergeschrieben sind. Dies wird oft als der „Stil des Hauses“ bezeichnet, also die Dinge, die für alle im Unternehmen selbstverständlich sind. Deal und Kennedy beschreiben es als „the way we do things around here“ (Herget, J. / Strobl, H., 2018). Manche Unternehmenskulturen machen Regulierungen sowie den Einsatz formeller, niedergeschriebener und detaillierter Anweisungen weitgehend überflüssig.

Der Erfolg von Amazon wird zum Beispiel dem in der Unternehmenskultur verankerten Prinzip „Zuerst kommt der Kunde“ zugeschrieben. Dieses Prinzip wirkt automatisch, da jedes Mitglied der Organisation danach handelt (Homma, N. et al., 2014).

Die Unternehmenskultur stellt das kollektive Gedächtnis eines Unternehmens dar und dient dazu, Informationen zu kodieren, zu speichern und abzurufen (Herget, J. / Strobl, H., 2018; Myers, D. G., 2014).

Edgar Schein, einer der renommiertesten Vertreter der Unternehmenskulturforschung, definierte Kultur im Jahr 2018 wie folgt: „Die Kultur einer Gruppe kann als Ansammlung gemeinsamen Lernens dieser Gruppe definiert werden, die Probleme der externen Anpassung und internen Integration löst. Das, was sich bewährt hat, wird neuen Gruppenmitgliedern beigebracht, was als richtig wahrgenommen, gedacht und gefühlt werden soll. Diese Summe des Gelernten stellt ein Muster oder System von Überzeugungen, Werten und Verhaltensregeln dar, die als so grundlegend empfunden werden, dass sie schließlich aus dem Bewusstsein verschwinden“ (Schein, E. / Schein, P., 2018).

Diese Definition betont die Bedeutung des gemeinsamen Lernens, der Anpassung an die Umwelt und der internen Integration innerhalb einer Gruppe oder Organisation, wobei die übernommenen Überzeugungen, Werte und Verhaltensregeln das Verhalten der Mitglieder prägen.

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